Das erste Mal mit deinem Pferd oder einem Leihpferd an einem Turnier teilzunehmen, ist eine Riesensache!

Du wirst nervös sein, unsicher, es vielleicht im letzten Moment lieber absagen wollen – und am Ende doch fahren. Aber wie kannst du dich so vorbereiten, dass du bei all der Aufregung und bei all den neuen Eindrücken eure bestmögliche Leistung abrufen kannst?

Zugegeben: Das ist nicht einfach. Jeder, egal, auf welchem Niveau er reitet, muss viel dafür tun, auf einer Show das (oder wenigstens 80% von dem) abrufen zu können, was er zu Hause trainiert hat. Das ist ganz normal und muss dich zunächst einmal nicht verunsichern.

Einige Tipps von mir

Es gibt einen wichtigen Grundsatz, der dir hier hilft: Trainiere zu Hause für 120%, damit du 90% am Turnier abrufen kannst.

Klingt jetzt so einfach … ist es aber natürlich nicht. Hinzu kommt meist, dass man aufgrund von Alltagsverpflichtungen nicht einmal halb so intensiv zum Trainieren kommt, wie man es eigentlich für nötig gehalten hätte. Ich bin auch öfter mal mit gefühlten 75% gefahren und konnte in der Show 100% zeigen. Das ist aber leider nicht die Regel, darauf würde ich mich nie verlassen. Was natürlich immer passieren kann, und ganz normal ist: Mit 100% fahren, 65% zeigen. So ist das. Das gehört dazu. Wenn du dir bewusst machst, dass das jedem passieren kann, wirst du schon mal einen Großteil deiner Nervosität los.

Denn das Beruhigende daran ist: Allen geht es so. Das heißt, das Starterfeld, das dich in deiner Leistungsklasse erwartet, fährt so ziemlich unter denselben Voraussetzungen auf dieses Turnier. Die anderen sind genau so gut oder schlecht vorbereitet, genau so nervös und genau so wie du nur Menschen, die sich fragen, ob sie ihre Pattern auswendig kennen und die kurz vor der Prüfung hektisch ihre Startnummern suchen, vor der Prüfung nichts essen können und, und, und …

Packliste

Ein ganz entscheidender Punkt ist auch eine gute Packliste. Ob du sie jedesmal neu schreibst oder einmal für immer: Lies sie vielleicht noch mal jemandem vor, der öfter auf Turniere fährt und geh sie immer wieder durch, denn: Irgendwas vergisst man leider immer. Es gibt Dinge, die man vor Ort kaufen kann, auf den meisten Turnieren gibt es auch Verkaufsstände der einschlägigen Westernsporthändler. Ich habe mir in Kreuth mal kurz vorm Start ein Fliegenmützchen kaufen und bringen lassen, als ich bereits mitten im Mückensturm auf dem 30 Grad heißen Abreiteplatz war. Ob du dir nur ein Fliegenspray oder – wie ich einmal – einen teueren Hut oder ein Blanket kaufst: Es gibt normalerweise alles. Und auch wenn man (wie ich früher immer) die Mistgabel vergessen hat, leiht dir sicher jemand seine. Trotzdem ist es ein viel besseres Gefühl, einfach alles dabei zu haben. Deshalb: Nimm dir fürs Packen genug Zeit.

Perfekte Vorbereitung macht dich gelassener.

Und dann diese Unsicherheit: Kenne ich die Pattern wirklich auswendig? Egal, wie gut du die Pattern auswendig kennst, diese Frage, kurz vor der Prüfung einmal sich selbst gestellt, kann einen ganz schön aus dem Konzept bringen. Da in diesem Zustand auch kein mantraartiges „Ja, ich kenne meine Pattern“ hilft (denn darauf folgt nur ein immer lauter werdendes „WIRKLICH???“) hilft nur eins: Die Pattern noch besser kennen.

Und das führt mich auch zum ersten und meines Erachtens ziemlich wichtigen Punkt: Das wirkliche In- und Auswendigwissen der Pattern gibt einem so viel Sicherheit, dass genug Ruhe und Zeit für alles andere bleibt: Mit diesem sicheren Gefühl kann man sich Dingen wie

– Startnummern am Blanket befestigen,
– noch etwas Kleines essen und trinken,
– Hemd oder Bluse und Chaps anziehen,
– rechtzeitig auf den Abreiteplatz gehen

in aller Entspanntheit widmen.

Und das macht für mich persönlich tatsächlich einen Großteil des späteren Gelingens aus.

Ich gebe es zu: Meine Stute und ich haben auch schon Prüfungen gewonnen, in die ich vom Abreiteplatz hineingestolpert bin („Was, wir sind schon dran?!“), aber ich gehe nicht davon aus, dass dieser Umstand wirklich zum Erfolg beigetragen hat. Wir haben sie wahrscheinlich „trotzdem“ gewonnen, oder weil ich nicht genug Zeit hatte, nervös zu werden. Was mich wiederum zu einem anderen, sehr wichtigen Punkt führt:

Rechtzeitig, aber nicht zu früh aufs Pferd

Es gab schon Turniere mit etwas chaotischem Zeitplan, bei denen ich anderthalb Stunden auf dem Pferd saß, inklusive noch mal absteigen, Chaps aus, auf die Toilette, Chaps wieder an, wieder rauf, oder Pferd noch mal in die Box … und dann „Ach wie, jetzt doch? Ah, nee, das ist erst noch die andere Klasse. Was, und nach der ziehen sie erst noch mal die Halle ab?“ Ja, dann Pferd in die Box, alles wieder auf Anfang. Beide schon müde, lustlos und genervt. Das Pferd denkt, das war’s. Und kaum hat es sich heumümmelnd in der Box wieder auf Nichtstun eingestellt, müssen wir dann doch wieder rüber. Abgesattelt hab ich nicht, aber ich muss wieder in die Chaps, hab doch was gegessen, mir wäre mehr nach Mittagsschlaf und einer Tasse Kaffee, aber vor mir sind noch fünf Starter und ja: Jetzt müssen wir wirklich in die Abreitehalle.

So kann es auch laufen. Muss es aber nicht. Und wenn der Zeitplan stimmt, wie bei den meisten Turnieren der EWU meiner langjährigen Erfahrung nach, dann läuft das ganze ziemlich zackig. Daher Punkt Nummer 3: Du brauchst jemanden, der für dich die Ohren spitzt, der weiß, was in der Halle gerade läuft, während du im Campingstuhl vor der Box doch noch mal deine Pattern anschaust (obwohl du sie kennst). Du brauchst jemanden, der dir die Startnummern befestigt, der dir einen Kaffee bringt, der dir die Chaps anzieht und dein Pferd hält und deine Hutbox trägt und der dir die Daumen drückt, der sich mit dir freut und der dich tröstet, wenn es nicht so gut läuft.

Gerade weil ich schon sehr oft alleine auf Turniere gefahren bin, weiß ich, wie es ist, auf sich gestellt zu sein. Wenn alles glatt läuft, super. Wenn was schief geht, der Zeitplan nicht stimmt, oder der Reißverschluss deiner Chaps streikt: Blöd.

Du brauchst eine erfahrene Begleitung.

Wenn es aber dein erstes Turnier ist, wirst du eh nicht alleine sein. Du fährst entweder in einer Gruppe vom Stall, oder mit deiner Trainerin (vielleicht ja mit mir).

Wie viele Prüfungen soll ich nennen?

Zunächst einmal kommt es natürlich darauf an, was ihr trainiert habt. Ansonsten sind zwei bis drei Prüfungen am Anfang eine gute Richtlinie. Du solltest zu Beginn nicht zu viele Prüfungen nennen, das stresst dich nur. Du musst dir mehrere Pattern einprägen, du kannst dich weniger auf ein oder zwei konzentrieren. Der Zeitplan wird noch mehr zur Herausforderung. Aber auch nicht zu wenige: Wenn eine nicht gut läuft, hast du noch eine. Die erste kann als „Ankommens-Prüfung“ verbucht werden. Viele Pferde müssen erst einmal in der neuen, unbekannten Halle laufen, sind eventuell beim ersten Mal nervös, beim zweiten Mal schon nicht mehr so. Bei der dritten Prüfung seid ihr beide schon angekommen und kennt die Abläufe, habt was gegessen, bei den anderen zugeschaut, festgestellt, dass alle nur mit Wasser kochen.

Keine großen Erwartungen

Zum Schluss noch ein wichtiger Hinweis für deine ersten Turniere: Nimm dir nicht vor, alles zu gewinnen. Das wird vielleicht nicht passieren und du bist dann enttäuscht. Sieh das anders: Du hast die Chance, vor großartigen Richtern das Können deines Pferdes und dir als Team zu zeigen und bewerten zu lassen. Darum geht es in allererster Linie. An den Scoresheets kannst du euren Leistungsstand ablesen und den Richtern auch Fragen dazu stellen, wenn dir etwas unklar ist. Das ist es, was euch weiterbringt. Von Mal zu Mal werdet ihr sicherer, wisst besser, worauf es ankommt, und wo eure Schwachpunkte liegen. Ich persönlich nehme von meinen Turnieren immer auch sehr viel mit in Sachen „neue Erkenntnisse“, „neue Ziele“. Ich bin oft enttäuscht, wenn unsere Leistung nicht so ausfällt, wie ich mir das gewünscht habe. Aber das wandelt sich immer sehr schnell um in neuen Tatendrang. Den Ehrgeiz, es besser zu machen. Und der ist es, der mich immer wieder auf das nächste Turnier fahren lässt, auch wenn es mal nicht so läuft.

Lust auf dein erstes Turnier?

Wenn du deine ersten Turnierstarts planen möchtest oder noch offene Fragen dazu hast, sprich mich einfach an. Ich biete dir alles rund um die Vorbereitung und das Patterntraining sowie gegebenenfalls auch Turnierbegleitung.

Ich helfe dir gerne!